Freitag, 20. September 2013

Zum Weltkindertag: Theologisches von Astrid Lindgren

 

Wäre ich Gott


Wäre ich Gott 
dann würde ich weinen über die Menschen,
die ich zu meinem Ebendbild
geschaffen habe.
Wie würde ich weinen
über ihre Bosheit
und Gemeinheit
und Grausamkeit
und Dumheit
und ihre armselige Güte
und Trauer.

Und was würde ich weinen
über die Angst in ihren Herzen,
den ewigen Hunger,
ihre Unruhe
und Todesangst
trostlose Einsamkeit
und ihre Schicksale
ihre erbärmlichen kleinen Schicksale
und ihr hektisches Tasten
nach jemandem... irgendjemandem!
Vielleicht nach mir!

Und was würde ich weinen

über all die Todesschreie
und all das Blut, das
so sinnlos vergossen wird,
und den Hunger
und die Hoffnungslosigkeit
und die Not
und alle wahnsinnigen Qualen
und einsamen Tode
und über die Gefolterten,
die schreien und schreien,
und über die Folterer
noch mehr. .

Und dann die ganzen Kinder,
all die Kinder,
über die würde ich
am allermeisten weinen.
Ja, wenn ich Gott wäre,
dann würde ich wohl 
viel über die Kinder weinen,
denn ich hätte wohl kaum gewollt,
dass es so für sie aussehen würde.

Flüsse, Fluten
wurde ich weinen,
sodass sie
in den gewaltigen Gewässern
meiner Tränen
ertrinken könnten,
all meine armen Menschen,
und endlich Ruhe wäre.




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