Donnerstag, 13. Februar 2014

Was Matthias Mattussek heimlich von Birgit Kelle denkt.

Es fällt im Moment manches Mal nicht leicht, die Conténance zu wahren beim Blick ins Fernsehen oder in die Tages- und Wochenpresse. Allzu häufig will sich ein Gähnen dem Gesicht entringen, wenn zum x-ten Mal ein- und dasselbe ventiliert wird, wenn die an sich hoch geschätzte Olivia Jones kenntnislos vom "Rückfall ins Mittelalter" spricht und so tut, als sei damit irgendetwas gesagt. Wenn Hartmut Steeb, Martin Lohmann oder der schwäbische Volksschullehrer Gabriel Stängle als repräsentative Vertreter abendländischen Christentums gehandelt werden. Und so weiter. Es ist das Übliche, die Debatte hat durch eine Veränderung in der Diskussionskultur neuen Schub bekommen: Wenn jetzt jemand halb entschuldigend, halb kämpferisch bekennt, er fände es eklig, wenn zwei Männer sich küssten, dann nicken integrationswillige LGTBQIs nicht mehr, sondern fragen nach, ob der Betreffende womöglich ein charakterliches Problem hat - oder ein therapeutisches, wenn er derartige Affekte für einen validen Rechtsgrundsatz hält.   

Und man sitzt da und denkt: Irgendeine von den üblichen Nasen fehlt doch noch in diesem Reigen (Alice Schwarzer hält sich ja derzeit aus gutem Grund medial eher bedeckt), aber wer? Und dann knallt es einem aus der WELT entgegen - natürlich, der Mattussek! In seinem Artikel geht es, wie in allen seinen Schriften, vor allem um Matthias Mattussek. An einer Stelle spricht er von Birgit Kelle, und wie bei so vielen, so scheint auch bei ihm durch, dass er sie vor allem wegen ihres vierfachen Mutterseins für qualifiziert hält. Das verrät was über das Frauenbild jenes Milieus, dem Frau Kelle sich so gern an den Hals schreibt und das auch Mattussek ab und zu gerne mit kleinen Schmankerln verköstigt. An einer Stelle stutzt der_die im deutschen Metaphernwald ortskundige Leser_in (stolpern Sie über das gender gap? Gut, ich auch!), denn da schreibt er:
Sie dachte wohl in der Sendung, sie sei vom Eis, nachdem sie gleich eingangs betont hatte, dass sie schwule Freunde habe, und dass sie selbstverständlich nichts gegen Schwule habe, dass sie sie tolerieren würde, [...].
Hoppla. Hat Mattussek Kelle gerade als Kuh bezeichnet? Ich denke schon.

Übrigens: Wie man hier und da lesen kann, hat die EKD die ad-hoc-Kommission, die ein Papier zum Thema Sexualethik vorbereiten soll, vorerst auf Eis gelegt. Ich finde das gut, denn es schien eine Zeit lang, dass dieses Papier unter ähnlich klandestinen Bedingungen entstehen würde wie das Familienpapier. Aus diesem publizistischen wie ekklesiologischen Debakel hat man offensichtlich gelernt. Ich finde es aber auch gut, weil ich glaube, dass das Thema fürs Erste abgefrühstückt und der Brunnen vergiftet ist. Für die nächstens einzuläutende Fastenzeit werden sich die Kirchengeschichten daher in Askese üben, was den Themenkomplex Sexualethik angeht, und sich verstärkt der Flüchtlingsthematik zuwenden.

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